Die Finanzierung von Immobilien war während der Niedrigzinsphase kein großes Thema. Die starken Preissteigerungen bei Immobilien während der vergangenen Jahre überholten den gezahlten Kaufpreis bereits nach einigen Monaten und durch die historisch niedrigen Zinsen war die monatliche Belastung tragbar. Das hat sich jetzt geändert.
Die Baufinanzierungszinsen haben sich seit Jahresbeginn fast vervierfacht, ein signifikanter Rückgang bei den Preisen bleibt jedoch aus. Ebenso machen höhere Lebenshaltungskosten, die oft von den Bankenseite einkalkuliert werden, den Immobilienkauf schwieriger.
Die Folgen des starken Zinsanstiegs in Kombination mit den unsicheren Konjunkturaussichten trüben die Stimmung an den Finanzierungsmärkten. Der Deutsche Immobilienfinanzierungsindex (Difi), ein von JLL und dem Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) quartalsweise erhobener Stimmungsindikator für die gewerbliche Immobilienfinanzierung, ist im zweiten Quartal 2022 deutlich eingebrochen.
Der Difi bildet die Einschätzungen von Finanzierungsexperten ab. Bewertet werden die Lage am Kreditmarkt in den vergangenen sechs Monaten und die erwartete Entwicklung in den kommenden sechs Monaten. Der Indikator für die Situation ist um 53,4 Punkte auf minus 55 Punkte gesunken, der Indikator für die zukünftige Erwartung verschlechtert sich um 35,5 Punkte auf minus 48,3 Punkte.
Diese gravierenden Veränderungen sind eine Reaktion auf die aktuellen geopolitischen und wirtschaftlichen Risiken. Die Einschätzungen spiegeln die Sorge über die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, die sich auf die Immobilienmärkte auswirken kann.
Die Verschlechterung am Wohnfinanzierungsmarkt sollte nach Ansicht der Fachleute aber nicht überbewertet werden. Wer jetzt eine Wohnimmobilie finanzieren will, kann mehrere Stellschrauben nutzen, um die monatliche Rate bezahlbar zu halten. Außer den Zinsen wirken sich die Tilgung, die Höhe des Eigenkapitals und auch die Dauer der Zinsbindung auf die Finanzierung aus.
Nach Ansicht von Fachleuten wird die Erhöhung des Leitzinses um 0,5 Prozent vom Juli 2022 durch die Europäische Zentralbank vermutlich keinen weiteren Aufwärtstrend bei den Bauzinsen nach sich ziehen.
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